Die nationalsozialistischen Konzentrationslager
Abb.: Das System der Konzentrations- und
Vernichtungslager
Unmittelbar nach ihrer Machtergreifung am 30. Januar 1933 begannen
die Nationalsozialisten im Deutschen Reich mit der Errichtung von Konzentrationslagern
nach dem von Theodor Eicke für das Lager Dachau
entwickelten Konzept. In der Folgezeit entwickelte sich ein weit verzweigtes
Netz von Außenstellen und Nebenlagern, die organisatorisch je einem
Hauptlager zugeordnet waren. Einige wichtige Hauptlager waren Dachau
(errichtet 1933), Sachsenhausen
(1936), Buchenwald
(1938), Mauthausen
(1939), das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
(1940), Auschwitz
(1941) und Bergen-Belsen
(1943). Einige dieser Lager wurden im Rahmen des angestrebten Genozids
an den Juden, der so genannten "Endlösung", bald zu reinen Vernichtungslagern
umfunktioniert, in denen die Häftlinge gleich bei der Ankunft in den
Tod geschickt wurden.
Im Frühjahr 1934 übernahm die Schutzstaffel (SS) die alleinige
Verantwortung für die Konzentrationslager und bildete eigene Wachverbände
(Totenkopfverbände) aus. Einzelne Häftlinge wurden als Hilfskräfte
(Kapos) herangezogen, die zum Teil ebenso grausam waren wie das SS-Wachpersonal,
teilweise aber auch die Lebensverhältnisse für ihre Mitgefangenen
erträglicher gestalten konnten. Anfangs wurden vor allem Regimekritiker
inhaftiert, wie etwa Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftler und
Monarchisten. Später kamen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen
Jehovas, Kriminelle, so genannte Arbeitsscheue und "Gewohnheitsverbrecher"
hinzu, im 2. Weltkrieg auch Kriegsgefangene. Jeder Häftling war durch
ein auf seiner Gefangenenkleidung aufgenähtes Symbol als Angehöriger
einer der genannten Gruppen erkennbar.
Besonders nach 1937 wurden die Häftlinge systematisch als Zwangsarbeiter
eingesetzt. Sie arbeiteten sowohl für neu gegründete Wirtschaftsunternehmen
der SS als auch für Privatunternehmen, vor allem im Bausektor und
in der Rüstungsindustrie. Unter der Parole "Vernichtung durch Arbeit"
wurde ihre Arbeitskraft rücksichtslos ausgebeutet. Die Lebensverhältnisse
in den Lagern waren unmenschlich; die Unterkünfte waren dürftig
ausgestattete Baracken, Versorgung und sanitäre Verhältnisse
waren völlig unzureichend. Gegen Ende des 2. Weltkrieges spitzte sich
die Lage zu, als die Zahl der Häftlinge nochmals stark anstieg. Schätzungsweise
700.000 bis 800.000 von circa 1,6 Millionen Gefangenen starben in den Konzentrationslagern
(ohne Vernichtungslager; diese miteingerechnet starb eine mindestens viermal
höhere Anzahl von Menschen, siehe Holocaust), vor allem an Hunger,
Seuchen, Überanstrengung und den Misshandlungen durch das Wachpersonal,
viele auch an den Folgen von medizinischen Versuchen. Am grausamsten behandelte
man die sowjetischen und polnischen Kriegsgefangenen und besonders die
Juden.