Die nationalsozialistischen Vernichtungslager
 Abb.: Das System der Vernichtungs- und
Konzentrationslager
Abb.: Das System der Vernichtungs- und
Konzentrationslager
 
 
 
Diejenigen nationalsozialistischen Lager, die, anders als die Konzentrationslager
(KZ), ausschließlich der systematischen Tötung von Menschen,
in erster Linie Juden, dienten. Die Vernichtungslager entstanden im Zuge
der "Endlösung der Judenfrage" ab dem Herbst 1941; sie wurden zum
Teil neu errichtet, zum Teil wurden bestimmte Bereiche bereits bestehender
Konzentrationslager in Vernichtungslager umfunktioniert. Die Vernichtungslager
unterstanden wie die KZ der SS, waren aber organisatorisch und personell
von der KZ-Verwaltung getrennt.
Erste Massentötungen in einem Lager - Massentötungen außerhalb
von Lagern durch Erschießungen und mittels Gaswagen gab es bereits
vorher in den von den Deutschen besetzten Gebieten Mittel- und Osteuropas
- fanden ab Herbst 1941 im Vernichtungslager Culm (Chelmno) in stationären
Gaswagen statt. Im November wurde das Vernichtungslager Belzec in Betrieb
genommen, im März 1942 Sobibór und im Mai 1942 Treblinka. Die
Vernichtung in diesen drei Lagern wurde unter dem Decknamen "Einsatz Reinhard"
durchgeführt - benannt nach dem durch ein Attentat umgekommenen Reinhard
Heydrich, dem Beauftragten für die "Endlösung", und angeordnet
von Heinrich Himmler. In Belzec, Sobibór und Treblinka erfolgte
die Tötung in Gaskammern durch Motorabgase.
Im Oktober 1941 wurde bei dem KZ Auschwitz das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
(Auschwitz II) errichtet, und ab dem Herbst 1942 wurde auch Majdanek, ebenfalls
zunächst nur KZ, als Vernichtungslager genutzt. In den Konzentrations-
und Vernichtungslagern Auschwitz und Majdanek wurden die Häftlinge
bei ihrer Ankunft von der SS zunächst "selektiert"; die Arbeitsfähigen
wurden noch als Arbeitskräfte eingesetzt, bevor sie getötet wurden,
die anderen direkt in Gaskammern durch das Gift Zyklon B (Blausäure)
umgebracht.
Ab Ende 1941 wurden die Juden aus dem Deutschen Reich und den besetzten
Gebieten systematisch in die Vernichtungslager deportiert. Bereits während
der zum Teil tagelangen Transporte kamen Tausende der in Güter- und
Viehwaggons zusammengepferchten Juden durch Hitze oder Kälte, Hunger,
Durst und Krankheiten um. Bei ihrer Ankunft in den Vernichtungslagern wurde
den Juden erklärt, dass sie aus hygienischen Gründen gebadet
und ihre Kleidung entlaust und entwest werden müsse. Sie hatten sich
zu entkleiden, den Frauen wurden die Haare geschoren - das Haar wurde in
der Kriegsindustrie verwendet -, und anschließend wurden sie nackt
in die Duschräume, also die Gaskammern getrieben. Aus dem persönlichen
Besitz der Opfer wurde alles Verwert- und Verwendbare wie Schuhe, Kleidung,
Wertsachen und Brillen zur Weiterverwendung bzw. Beschlagnahme aussortiert;
Arbeitshäftlinge mussten den Toten die Goldzähne ausbrechen.
Die Leichen kamen in Massengräber oder wurden verbrannt.
Angesichts des Vorrückens der sowjetischen Roten Armee suchte
die SS ab dem Frühjahr 1943 auf Befehl Himmlers, alle Hinweise auf
ihre Tötungsmaschinerie zu beseitigen: Die Massentötungen wurden
eingestellt, die Vernichtungslager evakuiert und zerstört. Als letztes
Vernichtungslager wurde im November 1944 Auschwitz-Birkenau aufgelöst.
In den nationalsozialistischen Vernichtungslagern wurden insgesamt
etwa drei Millionen Menschen - Juden, Sinti und Roma, Polen und andere
- durch Giftgas ermordet.